Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2008.04.19 - Memento Mortis: Resümee Seite 2 von 2

Wir werden das zu gegebener Zeit nachholen. Für heute genug damit, daß dort… Dinge lauern. Alte Dinge. Sehr alt. Nicht immer gleichermaßen freundlich. Ich spürte bald nach der Erschaffung der Jüngsten meiner Familie, wie etwas seinen Weg fand, und ich gestehe, ich war zunächst ein wenig beunruhigt.

Sei nicht albern! Aber vergiß nicht, daß unsere Kapelle auch einige Älteste der anderen Häuser beherbergte, und wie hätte das ausgesehen, wenn ich vor dem Hof der Nacht den Verlust so geschätzter Personen hätte bekanntgeben müssen. Wie sich jedoch herausstellte, waren es nur mindere Manifestationen. Nichts also, das meiner Aufmerksamkeit bedurft hätte. Zur gleichen Zeit schlossen sich die Türen des Hauses, so daß ich keine weiteren Störungen zu gewärtigen hatte. Ich erging mich daher der Betrachtung, lauschte der Emanation des Steins, aus dem unser Haus errichtet ist, all der Stimmen, die Eingang in die Mauern fanden. Weißt Du, was ich hörte?

Gequieke.

Nicht aus den Mauern, dummer Mensch! Aus den Kehlen dieser elenden Blutschläuche, die die Gäste in unsere Hallen eingeschleppt hatten. Dieses Gefolge von atmenden, schwitzenden Fleischsäcken. Das Dröhnen ihres Pulses, das Rasseln ihrer Lungen, die schrille Belanglosigkeit ihrer Gespräche allein reichten ihnen wohl nicht, um die Ruhe der Nacht zu stören. Geschmeiß!

Auch Du bist ein Sterblicher, ich habe es nicht vergessen. Wie könnte ich auch, das Leben strömt Dir ja aus jeder Pore deines Körpers. Bitte fühle Dich nicht persönlich gekränkt, mein Lieber, ich verachte Dich nicht mehr als alle anderen. Wo war ich? Ja… diese… Menschen also fürchteten sich wohl vor der Präsenz, die die Weltenscheide durchschritten hatte. Ich frage Dich, Hieronymus, was eigentlich erwarten diese Ahnungslosen, wenn sie mein Haus betreten? Denken sie, meine Gegenwart sei harmlos?

Das war eine rhetorische Frage, Du Neunmalklug. Es ergab sich jedenfalls eine gewisse Aufregung, und eine Person in Besonderheit hat meine Geduld bis an ihre Grenze geprüft. Ein Laut mehr, und ich hätte sie… nun, die Wände meines Hauses sind stets durstig. Letztlich ist ihr wohl die Tatsache zugute gekommen, daß ich trotz aller Unannehmlichkeiten so hervorragender Laune war.
Man bemühte sich derweil redlich um eine Lösung der für einige mißlichen Lage, und von irgend kursierte gar eine Schrift, die Hinweis gab, welcher Natur die Tragödie war, die vor aller Augen abzuspielen sich begann.

Es endete nicht tragisch? Dazu kann man stehen, wie man mag. Doch Du scheinst mir von einem falschen Verständnis der Tragödie auszugehen, mein Lieber. Vergewissere Dich ihres Ursprungs! Dieser unlängst verstorbene Dichter, recht begabter Knabe, wenngleich in späteren Jahren der Kavaliersschnupfen seinen Verstand raubte, hat eine interessante Abhandlung darüber geschrieben.

Bertold wer? Nein. War der auch Syphilitiker? Egal! Um meine Schilderung des Abends aber endlich abzuschließen, will ich, bevor wir uns meinethalben der Literaturgeschichte zuwenden, meine Erinnerungen zu Ende ausführen.

Sophie beklagte zunächst die Notwendigkeit, den ersten Schritt in Lyras Werdung zu vollenden, doch schließlich fügte sie sich in die Zwangsläufigkeit des Fadenspiels. Ihr Einlenken war dabei jedoch nicht gänzlich ohne Bitterkeit. Manchmal tatsächlich kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, sie würde an mir gar so etwas wie einen Zug von Grausamkeit wahrnehmen wollen. Sie hatte wohl schon immer zu viel Mitleid! Ich selbst habe getan, was zu tun war, und Michael hat mir beim Vollzug des Mysteriums einige Handreichungen geleistet. Er ist nicht ganz ohne Talent, dieser junge Mann. Das Ergebnis ist durchaus zufriedenstellend, und die Braut trägt ihre Bürde ohne zu klagen.

Das ist normal, zu Beginn schreien sie alle. Es ist dies allerdings eher ein Reflex des Körpers, der die Transformation der Seele zu leugnen sucht, bis er die Unabwendbarkeit zu akzeptieren gezwungen ist. Erst danach erweist sich, ob die Person stark genug und von ausreichender Substanz ist, sich von den Lockungen der Schatten abzuwenden und an die Oberfläche zu erheben. Lyra hat bestanden.

Ich führte sie durch die Menge und ließ sie die Türen des Hauses öffnen. Michael sprach noch einige Worte, dann entließ ich die Gäste und hatte mein… unser Haus endlich wieder für mich. Welche Ruhe! Ich kann Dir nicht in Worten bedeuten, welch Labsal die Leere des Anwesens für mich ist, Hieronymus. Abgesehen natürlich von diesen Leuten, die neuerdings hier wohnen. Nur ich, der Äther… und Sophie. Ich habe es doch tatsächlich ein wenig vermißt.

2008.04.19 - Memento Mortis: Resümee
Datum:   09.05.2008
Autor:   Novalis
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read more... Getrieben von Sehnsucht, Verzweifelung und Trauer streifte ich durch die Wälder in der Umgebung von Dublin, denn dort bei den Ruinen von Mellifont Abbey, zwischen den alten Gemäuern, die so viel Wü...
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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