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2005.11.26 - Tsagaan Tsar: Abschied |
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Wer war ich.... und wer bin ich?
Vergessen habe ich, wie ich einst war. Viele Titel habe ich einst getragen. Wer war ich also? Das Kind reicher Eltern, die nur um sich selbst besorgt waren, ein Kind das nach Anerkennung suchte, ein Kind das floh, als man es in einen goldenen Käfig sperrte.
Ich floh zu jenen, von denen ich die Einladung damals erhielt. Ein Täubchen war ich dort. Oh, wie freundlich nahm man mich auf, wie sehr genoß ich die aufkommende Interesse an meiner Person. Ich schwelgte darin... fand ein neues zu Hause. Doch nun, ist alles anders. Und das lag an jenem Abend, der im Zeichen der Khaaner stand. Doch um zu verstehen, muss man den Abend kennen. Dies ist meine Sicht... mein Erlebniss... meine Geschichte... ein Teil einer komplexen und vielschichtigen Geschichte, die von so vielen so anders erzählt werden wird. Immer wieder.
Lange bin ich schon Gast im Hause Nekhrun und liebe jene neu gewonnene Freiheit, die mir geboten wurde. Jenen Abend beging ich mit Santjago, der mich begleitete, da Calliope sich wohl etwas verspätete. Nun, dies kann passieren, auch wenn es sich nicht schickt.
Herzlich wurden wir begrüßt, es schien für sie üblich zu sein. Ein Ritus der mir unbekannt war, den sie aber bei jedem konsequent durchzogen. Wenige waren schon da, als wir den Raum betraten und uns einen Platz suchten, wo wir alles sehr gut überblicken konnten. Ein Gesicht nach dem anderen... Bekannte und Unbekannte.
Leise Gespräche entstanden. Das wir auf dem Boden saßen, dies kümmerte mich nur noch wenig. Man gewöhnt sich Einiges an, wenn man im Hause Nekhrun leben darf. Gäste gesellten sich zu uns, eine Künstlerin. Die Aufmerksamkeit von uns dreien genoß jedoch eine andere Person. Er hieß Vincente aus dem Hause Asusena. Noch nie hatte ich etwas so Gekünsteltes, etwas so Eitles und etwas so körperlich Gespieltes in meinem Leben gesehen. Mit anderen Worten, in meinen Augen war er ein Kerl, bei dem es sich lohnte ihn auszunutzen. Wer weiß, wofür ich ihn noch gebrauchen konnte. Anscheinend zog unser kleiner Kuschelclub wohl auch ihn an. Stand er doch da und beobachtete uns. Gott, mir wurde ganz anders.... wie konnte man nur so... mir fehlen die Worte dafür.
Er gesellte sich zu uns. Mein Glück, das ersparte mir Arbeit. Seine Hände... ganz angenehm... seine Wünsche, die er mir ins Ohr flüsterte... dafür hätte ich ihn am liebsten auf der Stelle getötet. Aber was solls, lassen wir ihm seine Wunschvorstellungen.
Meine Aufmerksamkeit hingegen zogen andere auf sich. Leute, die eindeutig nicht aus dem Europäischen Raum stammten. Chinesen? Japaner? Ich vermag es nicht genau zu sagen, soweit entzog es sich meiner Kenntnis. Doch erstaunte mich ihre Kleidung, wie sie sich gaben. Manch einer hätte sich an ihrem Verhalten orientieren können.
So begann der Abend mit interessanten Einsichten, dies war das erste mal für mich, das ich auf so viele von ihnen traf, auf so viele auf einmal. Mit erstaunen nahm ich alles auf.
Kaum hatte der Abend begonnen, so gab es auch schon den ersten Toten... Tänze wurden uns dargeboten.. ein Violinenspieler. Oh, ich genoß die weichen Klänge dieses Instruments. Langsam wurden wir durch die Ansprachen zu der Kultur der Khaaner geführt. Man hatte mir im Vorfeld schon mehrfach erzählt, das es wohl ein blutiges Ereigniss werden würde, doch davon sah ich nichts. Es schien friedlich zu sein. Feierlich, denn es war Silvester auf ihrem Kalender. Selbst Jonathan war friedlich. Der Abend verlief ruhig bis zum mitternächtlichen Spektakel - aber ich greife vor.
Langweile hatte ich kaum, dennoch suchte ich etwas um mich aufzuheitern. Leidete ich unter Verfolgungswahn? Da war er wieder... Vincente. Anscheinend grub er an an diesem Abend so ziemlich alles an, selbst das Schicksal. Mein guter Freund Mercurius war auch wieder da. Ich konnte ihn einfach nicht leiden, heuchelte ihm eine Entschuldigung, wegen meines Verhaltens beim letzten mal entgegen.
Lothringus... ehre deinen Feind heißt es, ihn konnte ich einfach nicht ehren, ihn würde ich am liebsten in Stücke zerreißen. Und dann auch wieder jene Morddrohung... hatte er gerade wirklich gesagt was ich gehört hatte? Legte er mir gerade den Tod seines Bruder zu lasten? Ein fataler Fehler.. er würde es schon bald merken. Ich trotzte ihm. Sollte er mir doch drohen, noch fühlte ich mich mehr als sicher. Er war nicht annähernd gefährlich für mich und würde es nie sein. Das wusste ist.
Der Abend zog sich. Ein erneuter Höhepunkt ergab sich erst um Mitternacht in meinen Augen. Mittlerweile hatte ich schon Einiges zu mir genommen um meiner Laune etwas nachzuhelfen. Mir ging es wirklich gut, ich amüsierte mich prächtig.
Der Jahreswechsel wurde gefeiert. Feuertänze, Feuerschlucker, Geschichtenerzähler und zu guter letzt, Tänze. Ich konnte einfach nicht anders. Ich wollte mittanzen, begab mich zu der Gruppe, ließ mich leiten von dem Takt der Musik. Den Abend nahm ich ab diesem Zeitpunkt nur noch verschwommen wahr. Kaum weiß ich noch was geschah... amüsiert habe ich mich, das war klar. Und dann geschah es..... die Änderung in meinem Leben.
Santjago kam zu mir, führte mich kurz hinaus. Er wollte mir seinen besten Rum zeigen, meine Güte, wie hatte er es geschafft, ihn hier hinein zu schmuggeln? Ich nahm dankend das Glas an, kostete, wollte mehr. Und ich bekam mehr. Ich weiß nicht wieviel ich trank, ich weiß nur, das es mir sehr gut ging. Ich zog den Rest aus, den ich noch anhatte... nur ein schwarzes Minikleid behielt ich an. Er wollte mit mir tanzen, vor den Gästen, die in den Räumen waren. Gut, ich gönnte ihm jenen Tanz, schmiegte mich an ihn, genoß die Wärme, die unsere Körper bildeten. Genoß die Nähe, die Zuneigung während des Tanzes. Es war passiert. Ich verlor das letzte bisschen Kontrolle was ich hatte. Ich verlor eine Wette zwischen ihm und mir. Ich gehörte ihm also.. laut Gewinn. Doch war ich so weit weg, so in den Farben die ich wahr nahm vernarrt, das mir alles gleich war.
Kaum merkte ich, wie er mich zu Jonathan führte, seine Worte verstand ich nicht. Doch merkte ich wie Jonathans Zähne sich in meine Hand bohrten, wie er trank... schwummrig wurde mir, seltsam. Und doch war alles ein angenehmes Gefühl. Wenn der Tod so ist, dann will ich immer so sterben. So oft es geht.
Doch was wirklich wahr, das vernahm ich erst später. Ich war verschenkt worden. Ich.. eine freie Person wurde von Santjago verschenkt... der Bastard hatte die Wette ausgenutzt, in vollen Zügen. Ich schwor Rache. Ich schwor blutige Rache.... und jene wird bald vollzogen werden.
Wieder erhob sich diese Farbenpracht in mir. Hatte ich wirklich mit dem Hausherrn vom Hause Asusena gesprochen... weinte ich wirklich in Nekhruns Armen... hatte er mich wirklich getröstet zum Abschied und mir versichert ich wäre gerne gesehen bei ihm? Ich wäre weiter Gast bei ihm, der Ein- und Ausgehen durfte? Warum sprach ich mit Mercurius... ich habe es vergessen. Manches scheint so real... manches verschwimmt. Hatte Jonathan wirklich die Khaaner verlassen? Bot er mir sogar wirklich an mir zu helfen? Was wollte das Schicksal von mir?
Sicher ist jedoch... dies war mein Abschied von Nekhrun. Als Gast würde ich ihn weiter besuchen, seine Nähe genießen... doch nun war ich Jonathans Eigentum.. wieder in einem goldenen Käfig. Wieder gefangen. Ich musste es hinnehmen.
Und so sitze ich hier, in meiner neuen Kammer und verfasste diese Zeilen.
Die Zeilen einer Erwählten. |
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Datum: |
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29.11.2005 |
Autor: |
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Lukrezia |
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Lieber Philipp,
ich schreibe Dir, weil ich mal wieder nach Mainz fahre und nicht weiß, ob ich Dich vorher noch persönlich antreffe!
Ich war sehr überrascht über Deine überstürzte Abreise a...
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