Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2009.07.18 - Lucarien: Der Besucher

Ein dunkler, feuchter Ort. Der Staub vieler Jahrzehnte liegt bleiern auf dunklen, grob behauenen Steinen und deckt die Umgebung wie ein Leichentuch zu. Das Gewölbe mit seiner niedrigen Decke ist verfallen und erstarrt in der Zeit. Das Geräusch von brackigen Wassertropfen, die die Wände hinunterkriechen um sich in fauligen Pfützen zu sammeln ist das Einzige, was die Totenstille durchschneidet.

Eine einzelne Kerze spendet ein mager flackerndes, unstetes Licht und scheint doch nur den tiefschwarzen, hungrigen Schatten Nahrung zu geben.

Das wächsere Lichtlein steht auf einer Art steinerner Platte, vielleicht ein Sarg, vielleicht ein Altar. So dunkel ist es, das man kaum die Konturen der Gestalt ausmachen kann, die auf einer Art Hocker dahinter sitzt.

So dunkel die Schatten auch sein mögen, die Finsternis, die sich jetzt aus ihnen löst, förmlich herausschält, ist noch um Etliches schwärzer, setzt sich tieftintenschwarz davon ab. Die Dunkelheit nimmt Gestalt an, wird greifbar, regelrecht stofflich - eine Person.

Ihre Ankunft wird durch das leise Rascheln von Stoff auf der anderen Seite des steinernen Tisches begrüßt.

"Den Segen der Nacht.", flüstert eine leise, kalte, dabei aber überaus hypnotische Stimme. Die Worte formen sich bedächtig, lange nicht mehr ausgesprochen.

"Seid mir gegrüßt.", die Antwort vom steineren Tisch aus klingt irgendwie seltsam gedämpft. "Eure Ankunft ist nicht unerwartet. Aber wir fragen uns nach dem Grund Eurer Anwesenheit."

"Zu meiner Zeit war es durchaus Sitte, bei Euresgleichen vorstellig zu werden. Ist das in diesen Nächten nicht mehr üblich? Habt Ihr derart an Ansehen eingebüßt?", der Anflug von Spott, die winzige Spur Ironie bleibt der Gestalt, die an der Steintafel sitzt nicht verborgen, sondern wird mit einem leisen Rascheln der Falten des Stoffes Ihrer Bekleidung quittiert.

"Das meine ich nicht.", ein Anflug eines keckernden Lachens legt sich in die Stimme,"Wir haben nach dem Zweck Eurer Anwesenheit gefragt. Nicht nach seiner Ursache."

Die leise Stimme wird so kalt, dass die Dunkelheit selbst zu gefrieren scheint:"Ich bin ein Wolf im Garten der Nacht. Die Witterung lockt mich unwiderstehlich an. Dies ist meine Natur. Ich bin ein Jäger. Ich bin ein Schnitter. So wie es unsere Art ist. So wie es sein sollte. Ihr mögt das doch am Besten wissen, oder?"

"Ihr seid nicht Bruder Tod."

"Nein, keinesfalls. Der Tod ist und bringt immer auch etwas, und sei es nur ein jämmerliches Ende. Ich aber, ich bringe Nichts. Das Nichts, das alles nimmt."

"Ihr bringt vor allem einen Hang zur Melodramatik."

Die Gestalt, deren Augen zwei schwarz glühende Punkte zu sein scheinen, lässt einen Laut hören, der wie das Zerrbild eines leisen Lachens klingt. Ein Lachen, durch das schon manch tapfere Seele vor Pein vergangen ist. Sie legt einen bleichen Finger an die Lippen in einer Parodie einer ruhegemahnenden Geste.

"Psst..", die Stimme senkt sich zu einem verschwörerischen Wispern, "Ich sehe, das es hier viel Beute gibt. Eine gute Herde. Ein prächtiger Garten voller Köstlichkeiten. Und zahme Wölfe."

"Eher Hirten als Wölfe. Man sieht es gar nicht gern, wenn die Herde gerissen wird."

"Ein Aderlass hier und da ist gut für die Erhaltung der Art. Es hält ihre Sinne gespannt und verleiht dem Blut eine besonders feine Note. Aber ich schweife ab. Ich glaube, man versteht Euch nicht."

"Das wird nicht erwartet und gilt gleichermaßen für Euch.", in der Stimme liegt ein merkwürdiger Unterton, "Das Verstehen ist für das Ergebnis ohne Belang."

"Welche Zeichen seht Ihr dann für mich?"

Man hört ein bedeutungsschweres Rascheln und eine Karte wird gezogen.

"Ein Ruf hat Euch aus der Finsternis geholt. Die Fäden, die aus Eurer Nacht herausführen, sind noch verborgen. Ihr seit der, der den Wandel geleitet."

"Wohl gesprochen. Dann wird es Zeit für mich.", die Person legt die Handflächen zusammen und deutet eine leichte Verbeugung an, bevor sie lautlos verschwindet. In einem letzten, verzweifelten Flackern stirbt der Schein der Kerze, von der Schattenflut ertränkt.

Nachdenklich betrachtet die Gestalt im letzten Todeszucken des Lichtes die Karte auf dem steinernen Sargophag und flüstert, mehr zu sich selbst:"Im Zeichen der schwarzen Sonne. Die XIX., auf die die XX. folgt."

2009.07.18 - Lucarien: Der Besucher
Datum:   24.07.2009
Autor:   Mercurius
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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