Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2005.02.26 - Passion der 7: Kaiser und Wagen

Isidor erhob sich aus den Knochen, in denen er gekniet hatte und befahl dem Glas, das gefangene Licht des Mondes wieder frei zu lassen. Das Mausoleum wurde sanft von einem Schimmer blass-blauen Lichtes erfüllt, lediglich die zwölf Nischen blieben in den Schatten zurück.

Der Vampir drehte sich einmal um sich selbst und wurde der Ganzheit dieses Raumes erst jetzt wieder gewahr.

Seine Sinne klärten sich behutsam auf. Das Gewölbe beschrieb eine perfekte Halbkugel, welche einen Kreis einschloss, in dessen Zentrum in den Boden ein Siegel aus Eisen eingelassen war. Im Gegensatz zum gesamten Rest des Bodens wurde es nicht durch Knochen verdeckt. Das Siegel war so komplex, dass man sich mit Augen und Geist nächtelang darin verirren konnte.
Isidor als auch Isabell kannten das Siegel nur zu gut.

Es war ihr Werk gewesen.

Gedanken rasten in die nahe Gegenwart zurück und verharrten im Gestern. Der Ball war vorüber, das Fest zu Ende und das letzte Glas geleert worden.

Isidor fiel es zunehmend schwerer, ferne Erinnerungen von nahen Erinnerungen zu unterscheiden. Daher versuchte er sich an Gesichter, Gesten und Zeichen zu erinnern, um sich zu sammeln.

Es waren viele ...sehr viele... seiner Art zugegen gewesen. Ein gutes Drittel der Gäste werden unsterblich gewesen sein, so schätzte der Vampir. Erschreckend viele waren organisiert und hatten sich wie Häuser gegeben ohne zu wissen, was dieses bedeutet.

Isidor hätte mit mehr Einzelgängern gerechnet, so wie dieser... jetzt hatte der Älteste ein Gesicht vor sich. „Ja, Camilla... du tatest gut daran deinen vermeintlichen Bruder zu meiden... er ist ein Tier, ein gieriges Tier und er versprüht Gift... einer Schlange gleich.“, flüsterte der Vampir mehr zu sich selbst und spürte ein tiefes Verlangen, in sich aufzuglühen.

Dann, in rascher Folge, kehrten die anderen Gesichter des Abends zurück; der ewig spöttische Nekhrun, der ätherische Hardenberg, der immer gefasste Bocanegra, der stets mit sich ringende Tschesar, der würdevolle Konrad, der knabenhafte Templer Lothringus, der mienenlose Don Alessandro, die vogelhafte Ines und die Gäste aus den Höfen Englands und Frankreichs sowie Italiens.
Es waren viele... zu viele gewesen.

Isidor war froh, den Abend hinter sich zu haben. Er mochte Hofhaltung nicht besonders und wäre ohnehin lieber in Plattenzeug erschienen.

Es war ihm schwergefallen, sich an seinen eigenen Plan zu halten, Frieden zu halten um jeden Preis. Frieden hatte sein Haus nicht stark werden lassen, jedoch hatte... Krieg es an den Abgrund geführt. Als der Abend begonnen hatte, war er fest davon überzeugt gewesen, dass er in einem Blutbad enden würde... es waren zu viele Raubtiere auf zu engem Raum zusammengeführt worden. Und wie verschieden sie alle waren! Zu verschieden um nebeneinander zu existieren und zu ähnlich um sich hassen zu lernen. Einzig die Sünden schienen sie zu einen und zu verbinden. Jedoch war es verhindert worden. Zu welchem Preis? Frieden bis zur Selbstauflösung?

Lucius selbst hatte dieses Land zwischen Rhein und Ruhr ihm und seiner Schwester Isabell vor langer Zeit anvertraut. So oblag es ihm dafür zu sorgen, es nicht verkommen zu lassen, sondern es eines Gärtners gleich zu pflegen.

War es wirklich durchdacht gewesen, sie alle anzulocken? Hatte er sein Schicksal nicht selbst herausgefordert, mit diesem Ruf in die Nacht? Die Prägungen der Menschen hatten sie gelockt, nicht das leise drängende Flüstern nachts... in der Stille. Sie waren wie eine Welle gekommen... die gezeichneten Menschen. Es gab jetzt Wochen, in denen man zwei oder sogar drei von ihnen finden konnte, ohne viel Mühe. Es schien zu genügen, dass man Reißzähne hatte und man würde fündig. Also würde jeder Unsterbliche die einmalige Chance erhalten, seinen Fluch weiter zu geben, in der Hoffnung nicht mehr allein zu sein in der ewigen Nacht.

Und es hatte schon begonnen, in der letzten Nacht, unter seinem Dach... der Anfang vom Ende. Keine Regel, keine Absprache und keine Tradition war mehr heilig. Er hatte es in vielen ihrer Augen gelesen... ohne viel Mühe... grenzenlose Gier. Der Vampir in Isidor lächelte kalt in das matte Licht hinein.

Die Erinnerung ist tückisch wie ein ruhiges Meer. Sie ist wie tiefstes Blau, in das man hinein gleiten kann, um alles um sich herum und auch sich selbst zu vergessen oder zu verdrängen.

Er würde die Herausforderungen annehmen. Er würde maßvoll und geschickt vorgehen müssen. Sein eigener Weg lag wieder klar vor ihm.

Die Zeit jedoch schien sich mit dem Schicksalsrad verbündet zu haben... sich schneller zu drehen und einen Strudel zu erschaffen, um alles, was war und gewesen ist, zu verschlingen.

Der alte Vampir verließ das Mausoleum und lächelte bis sein Lächeln zu einem Lachen wurde.

Dieses nun war die Zeit des Wandels. Wie es prophezeit worden war.

Sollten Sie ruhig beginnen. Sein Schicksal lag wieder klar und sichtbar vor ihm.

2005.02.26 - Passion der 7: Kaiser und Wagen
Datum:   17.05.2005
Autor:   Isidor
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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