Chroniken » Chroniken V. - Die Zeit der Waage: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2008
2008.02.22 - Massenpsychose oder das zweite Experiment
25.02.2008 - 22:12

Mein Name ist Dr. Psych. Nathaniel von Wellensteyn und ich möchte über die Ereignisse am 22.02.2008 in Karlsruhe berichten, derer ich Zeuge wurde und die im höchsten Maße interessant waren.

Es begann damit, das mir mein Dekan eine Einladung zusteckte, eine überaus seltsam formulierte, mit den Worten, ich sollte mir das mal anschauen, das könnte interessant werden. Also war ich pünktlich zum angegebenen Zeitpunkt vor Ort und begab mich in das Schloß und in ein Abenteuer, das ich mir hatte so nicht träumen lassen. Zuerst schien es ein wenig langweilig zu werden. Man führte Konversationen, trank ein wenig, und nein, ich trank angesichts der Ereignisse keinen Alkohol. Der Raum füllte sich und ich kam ins Gespräch mit einigen der Anwesenden, die teilweise schon mit einer Psychose den Raum betraten, aber auch mit Personen, die anfangs einen guten Eindruck vermittelten, aber im Laufe des Abends, wahrscheinlich ursprünglich verborgene Psychosen offenbarten.

Aber der Reihe nach. Der Zusammenstellung der Probanden nach vermute ich, das klar bestimmte Klischees bedient werden und vor allem Spannungspunkte aufgebaut werden sollten, die das Angstgefühl und den Stressfaktor der Anwesenden erhöhen sollten. Offensichtlich um die Gehirnaktivität auf eine gemeinsame Wellenlänge zu pushen und somit die Grundlage zu schaffen für die subliminaren Botschaften, die offensichtlich diesmal über einen Tonträger ausgestrahlt wurden.

Nehmen wir z.B. eine junge Dame die, gerade erst 15, ebenfalls eingeladen wurde. Natürlich verkörpert sie die ungestüme Jugend, das rote Tuch für die feine aristokratische Gesellschaft, und auch für andere ernsthaftere Charaktere die ideale Aufhängung für den Ausbruch von Neurosen. Ebenfalls interessant wurde es, als ein offensichtlich klaustrophobisch veranlagter Mann versuchte zu beweisen, das es ein abgekartete Spiel sei und er sofort daraus entlassen werden wollte. Auch im weiteren Verlauf des Experimentes, das sich durch ein ausgeklügeltes System von verschiebbaren Wänden und das hinzufügen weiterer Teilnehmer noch verschärfte, trug dazu bei, das dieser Herr soweit seiner Psychose anheim fiel, das er wiederum die Angstinstinkte anderer weckte, die nun versuchten ihn auszuschalten.

Überhaupt war die Agressivität an diesem Abend sehr bemerkenswert. Einige der Anwesenden konnten offensichtlich den Stress nur mit einem Muster der "Gegengewalt" begegnen und liesen diesen Gefühlen freien Lauf. Ich sprach z.B. mit einer Dame, einer jungen Frau, die an Tuberkolose unheilbar erkrankt war, und sich bereits im 4. Stadium befand. Natürlich klammert man sich an jeden Strohhalm, um sich zu retten. Ich bot ihr an, die letzten verbleibenden Tage zu verschönern, sich zu amüsieren und Dinge nachzuholen, die sie gerne noch machen wollte. Aber sie fiel eher auf andere Versuchungen herein, deren Ursprung sicher ebenfalls im Experiment zu suchen war.

Denn das schien die Grundpsychose zu sein, die an diesem Abend subliminiert werden sollte. Das es Vampire gab, man zu einem solchen werden konnte und das dies natürlich bedeutete, das man Blut trinken musste. Genau dieses Angebot nahm die besagte junge Dame mit Tuberkulose an und ich weiß leider nicht welche Psychopharmaka man ihr verabreichte, aber sie fing an, Leuten, inklusive mir, in den Hals zu beissen und Blut zu trinken. Ein sehr seltsamen Erlebnis. Das nur davon überschattet wurde, das einer der Herren, die Ihre Angst in Form von Gewalt Ausdruck verleihen musste, urplötzlich und ohne Anlass einen Kugelschreiber in meiner Hand stach.

Zum Glück erinnerte ich mich an die Dame mit dem altertümlichen Kleid und einer roten Haarspange im Haar, die bereits vorher anderen Personen mit heilerischen Fähigkeiten geholfen hatte. Diese bat ich nun, im Glauben, sie sei Ärztin, meine Wunde zu behandeln und erstaunlicherweise schaffte sie es, die Wunde komplett und ohne Rückstände zu beseitigen... was ich sehr erstaunlich fand. Ich kenne inzwischen mehrer Formen von paraphsychologischen Phänomenen, wie Telepathie, Telekinese und die mögliche Teleportation, aber spontane Selbstheilung durch Beeinflussung von aussen, empfinde ich als die größte bisher entdeckte Fähigkeit und ich bin wirklich stolz, das ich Zeuge dieser werden durfte. Ich muss wirklich versuchen, diese Dame ausfindig zu machen, sie ist sicher ein hervorragendes Studienobjekt.

Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, das man, um dem Experiment den absoluten Charakter zu geben, die Türen und Fenster so verschloß, das keiner sich in der Lage befand, nach Aussen zu gelangen. Weiterhin wurden Schauspieler engagiert, teilweise offen agierend, teilweise als Gäste getarnt, die mit absolut überzeugenden Leistungen erneut versuchen sollten den Anwesenden Angstgefühle oder andere Phsychosen zu vermitteln, oder zumindest diese für die subliminaren Vorgänge empfindlicher zu machen. Da wären z.B. zwei Damen, getarnt mit venezianischen Masken und entsprechenden Gewändern, die scheinbar ohne Verstand und wie Kindern den Raum durchtanzten. Dann war dieser Herr, der diese klaustrophobischen Anfälle hatte, der von einen anderen Herrn, offensichtlich auch ein Schauspieler, geschlagen und dann unter Drogen gesetzt wurde. Und dann waren noch die Bediensteten, die von sich behaupteten, ebenfalls eine überzeugende Glanzleistung, das sie seit 100 Jahren im Dienste der Herrschaften stehen und schon immer dort waren. Nun ja... ich denke das zeigt den besonderen Charakter dieses Events auf.

Um zu verstehen, welche subliminaren Botschaften gesendet wurden, seien folgende Ereignisse beispielhaft aufgeführt. Mehrmals am Abend gab es Personen, denen suggeriert wurde, das sie Feuer sehen und es um sie herum brennt. Sie sahen das wohl als sehr real an. Ein andere war, das plötzlich verschiedene Personen einen Heißhunger entwickelten und sich auf das Essen stürzten und sich dabei gegenseitig schlugen und abhalten wollten. Das war sehr ausgeprägt und betraf mehrere Personen gleichzeitig. Eine andere Situation war, das die anwesenden Schauspieler, die die Illusion der Vampire erschaffen sollten, sich auf beliebige Probanden stürzten, um sie zu erschrecken und diesen suggeriert wurde, das sie große Zähne sahen. Ich habe wohl auch die eine oder andere Person gesehen, die, wahrscheinlich aus einer Mode heraus, sich die Eckzähne verlängern hatte lassen. Das Thema Vampyrismus ist etwas, das viele Generation immer wieder aufs Neue fasziniert hat und ich erinnere mich noch gut an die Gruftie-Bewegung, won man sogar in Särgen schlief.

Denn ein anderer Teil des Vorgehens war, eine Art Gruppendynamik zu erzeugen, indem man Fetzen von Papier bei den Anwesenden fand, wahrscheinlich Teil der Einladung, die nun zusammengetragen wurden und ein Rätsel bildete, das es zu lösen galt. Das war auch ein Teil der Auflösung des Abends. Wenn ich mich recht erinnere war von einem Zeichen des Phönix die Rede; "In Feuer gereinigt und aus der Asche wieder auferstanden". Ausserdem wurde von einem mit altem Blut der ewig lebt gesprochen und das sie Geschwister seien und ihre Herrschaft erst einmal akzeptieren müssten. Also wie immer in solchen Situation gibt es den Typus "Anführer" der in solchen Situation automatisch auftaucht und eine Art Leitung übernimmt. Ich bin sogar überzeugt, das diese Person nichts mit den Gastgebern zu tun haben muss. Er versuchte nun eine Situation zu schaffen, die dem Rätsel entsprach und schaffte es auch, die Anwesenden zu sortieren. Aufgrund der expotential steigenden Geschwindigkeit der Annäherung der Wände ist es nur logisch, das um Leib und Leben gefürchtet wurde und deshalb war die Kooperation im gegenseitigen Interesse. So ergab es sich also, das tatsächlich zwei Personen gefunden wurden, die passend zum Rätsel einem Ritual unterzogen wurden. Ich hatte den Eindruck, das die beiden selber gar nicht wussten, wie ihnen geschah, sie aber auch keine Chance gegen den Mob hatten, der nur noch dem Saal entfliehen wollte.

Also schien dies dem Gastgeber ausreichend gewesen zu sein, er beendet das Experiment und öffnete die Türen.

Nun, ich nutzte diese Chance, um mein gesammeltes Wissen zu retten und Ihnen hiermit vorstellen zu können. Mein Fazit von diesem Abend ist, das er sorgfältig geplant wurde, das die neue Technik der Übertragung der subliminaren Botschaften ein voller Erfolg war und das sich meine Thesen bestätigt haben, das bestimmte Psychosen typisch sind und nur unterdrückt werden, aber jederzeit durch extreme Situationen hervorbrechen können. Die beste Erklärung liefert wohl der Buddhismus, der vom Gleichgewicht der Natur spricht, dem Ying und dem Yang, dem Hellen und dem Dunklen, dem Männlichen und dem Weiblichen. Dieser Abend zeigte wieder einmal überdeutlich das die Menschheit noch lange nicht den Weg in ein harmonisches Zeitalter geebnet hat, wenn sich auf solch kleinem Grund bereits solch ein Gewaltpotential offenbart.

(Wahrscheinlich fiktionales Manuskript, welches bei den persönlichen Gegenständen einer männlichen Person gefunden wurde, die seit dem 23. Februar 2008 vermisst wird)


AiDo Toyotomi


gedruckt am Heute, 01:33
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