Chroniken » Chroniken IV. - Die Zeit des Aeons: Bericht und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2007
2007.12.24: Weihnachtsgruß von Abbé Philippe
23.12.2007 - 15:55

Liebe Vampire, liebe Erwählte, liebe Geprägte, Schwestern und Brüder,

habt Ihr euch so ein Schäfchen eigentlich schon einmal genauer angeschaut?

Ich meine: habt Ihr ihm schon einmal wirklich in die Augen geschaut? Tun Sie es mal, versuchen Sie einmal in den Augen eines dieser Schäfchen zu lesen. Je länger ich es tue, desto sicherer bin ich mir: Das sind keine glücklichen Augen, auch keine fröhlichen, ja nicht einmal verträumte Augen. Ich glaube, das sind Augen, die sich fürchten. Dieses Schäfchen hat Angst.

Hätte ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch! Wenn es da mitten in der Nacht plötzlich hell wird, und irgendwo am Himmel Engel singen und wenn plötzlich alle durcheinander laufen und in helle Aufregung geraten... Ich kann da gut verstehen, dass dieses Schäfchen zusammenzuckt und nicht recht weiß, wie ihm geschieht.

Die anderen waren ja auch voller Furcht. Auch die Hirten hatten ja Angst. Nicht umsonst mussten die Engel als allererstes "Fürchtet Euch nicht" sagen. Die Hirten wären ja sonst fast vor Angst vergangen.

Das ist mir vorher so noch nie aufgefallen: Am Weihnachtsabend da hatten fast alle zuallererst einmal Angst!

Und nicht nur an Weihnachten. Auch als der Engel damals die Botschaft zu Maria brachte, da heißt es gleich am Anfang, dass sie erschrocken ist. Und später, als Jesus dann auferstanden war und sich bei den Jüngern sehen ließ, als er ihnen zeigte, dass er lebt, da war keine Freude; zunächst einmal hatten alle ganz einfach Angst.

Eigentlich ja auch gar nicht verwunderlich! Wie sollen Menschen denn auch anders reagieren?

Wenn plötzlich alles durcheinandergewirbelt wird, wenn nichts mehr so ist, wie man es gewohnt war, wenn man sich im Leben auf einmal nicht mehr auskennt, dann macht das Angst. Das ist so.

Und offensichtlich weiß ja auch Gott darum.

Nicht umsonst ließ er, jedes Mal wenn er so in das Leben von Menschen eingebrochen ist, zuallererst sagen: "Fürchtet euch nicht!" Egal, ob bei den Jüngern an Ostern, ob bei Maria in Nazareth oder bei den Hirten auf dem Feld!

Zuallererst lässt er sagen: Habt keine Angst! Was jetzt geschieht, das passiert nicht einfach so, es ist nicht einfach Ergebnis einer Entwicklung, die euch eben überrollt. Was jetzt geschieht, das geschieht, weil Gott es will. Es mag noch so neu sein, es mag ungewohnt und auf den ersten Blick erschreckend wirken, aber es ist nichtsdestoweniger Gottes Werk. Gott hat die Fäden in der Hand - "Fürchtet euch nicht!" Er lenkt die Geschichte in den Bahnen, die er ihr vorgegeben hat.
Und er lenkt sie zum Guten!

Das ist Weihnachtsbotschaft, Evangelium für die Hirten und Evangelium für uns.

So wie Gott selbst den Hirten damals sagen ließ: "Fürchtet euch nicht!" genauso sagt er nämlich auch uns: Habt keine Angst! Auch wenn die Welt um euch herum anders wird, auch wenn Ihr glaubt, Euch nicht mehr darin auszukennen - niemand anders als Gott ist am Werk.

Fürchtet Euch nicht, sagt er zu uns, auch wenn alles davon spricht, dass ein neues Jahrtausend anbricht. Bei allem was geschehen wird, hat Gott die Fäden in der Hand. Und er lässt sie sich auch durch nichts und niemanden aus der Hand nehmen.

"Habt keine Angst! Habt keine Angst vor dem was kommt!" Das ist die Botschaft dieser Weihnacht.

Auch die Zeit die vor uns liegt, ist Gottes Zeit. Sie liegt in seiner Hand.

Und Gott baut auf diese Zeit. Er setzt auf die Zukunft! Das zeigt er uns, an Weihnachten ganz besonders. Denn heute, heute setzt er ein Kind in die Welt. Heute lässt er seinen Sohn, ein Kind, das Licht der Welt schauen.

Wer aber ein Kind in die Welt setzt, der baut auf die Zukunft!

Deutlicher kann uns Gott gar nicht zeigen, dass es absolut keinen Grund gibt, an der Zukunft zu verzweifeln. Denn wenn er selbst ein Kind in diese Welt setzt, dann vertraut er auf die Zukunft.

Ebenso tragen auch wir, die Vampire des Hofes der Nacht eine Verantwortung, eine Verantwortung gegenüber unseren Erwählten, den anderen Menschen und auch gegenüber den anderen Vampiren.

Wir sollten in dieser Zeit nicht einfach wahllos töten, den Menschen Angst machen, sondern wir sollten ihnen in die Augen sehen, ihre Angst spüren und sagen "Fürchtet Euch nicht".

Amen.


Philippe


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