Chroniken » Chroniken IV. - Die Zeit des Aeons: Bericht und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2007
2007.03.31 - VII. Akt: Derrière les Images: Wer zahlt schafft an.
06.04.2007 - 14:07

Der einzige Ort, von dem ich am liebsten tausende von Meilen weit weg gewesen wäre, und ausgerechnet da hatte es mich hin verschlagen. Was tut man nicht alles für Geld? Lars hatte mir 2000 $ und das Ticket für den Flug geschickt. Ich sollte seine Chefin treffen.

Ich glaube Lars war wirklich froh, mich zu sehen. Er ist ein armer Hund, wenn Du mich fragst. Er holte mich vom Flughafen ab und war an sich guter Laune. Ich für meinen Teil war mies gelaunt und ärgerte mich selbst über die Entscheidung mitgegangen zu sein. Irgendwie war es wie die Furcht, in einen Käfig voll mit Raubtieren eingesperrt zu werden. Lars schien das wenig zu stören.

Wir kamen dann also in diese Galerie und wurden von diesem Kerl, dem der Neandertaler letztes Mal den Arm gebrochen hat, sehr freundlich begrüßt. Argus irgenwas von Veil heißt der, glaube ich. Er muss letztes Mal wirklich schlecht drauf gewesen sein, wenn er sonst immer so freundlich ist.

Wir betraten also den Raum. Es hingen zahlreiche Bilder, überwiegend von Frauen, an der Wand. Trotzdem war die ganze Stimmung verdammt depressiv. Paßt ja auch irgendwie zu dieser Gesellschaft.

Was finden die Leute nur an den Vampiren? Das frage ich mich seit dem Gespräch mit Pia schon die ganze Zeit. Oh Gott, Pia! Irgendwie ist sie ja wirklich nett, aber sie hat die kognitiven Fähigkeiten einer Wüstenspringmaus. Eines ist sicher: Die stirbt keines natürlichen Todes. Na ja, wenigstens haben wir das gemeinsam. Nur - ich brauch mich nicht selbst zu erschießen, das machen schon andere. Wobei sie wahrscheinlich sogar dabei versagen würde.

Aber zurück zum Thema. Lars und ich setzten uns in eine Ecke, die wenigstens ein bischen beleuchtet war, und wir warteten. Ich versuchte die Zeit mit Lesen zu überbrücken. Was mir den ganzen Abend nicht gelang. Zunächst kam tatsächlich Lars Chefin. Nadeschka oder so. Sie hatte zwei weitere Erwählte dabei. Günther und.. ach, keine Ahnung! Da ist man mal drei Wochen trocken und kann sich an keine Namen mehr erinnern. Jedenfalls waren allesamt ganz locker. Obwohl ich der Frau nicht ganz traue. Ich gebe zu, das liegt an den Eckzähnen und ihrer Ernährungsgewohnheiten. Eines darf man nicht vergessen: Das sind Killer.

Die drei trabten, mit Lars im Schlepptau, wieder ab. Ich entspannte mich ein wenig und las weiter. Ich war gerade bei den Munitionstests der Gewehre angekommen als eine nervige Stimme mich aus meinen Gedanken riß. Er schwafelte irgendwas von „primitiven“ Waffen. Oh Mann! Der Typ sah aus! Er trug einen komisch bunten Sack mit Kapuze und hatte eine Stimme wie ein fünfzigjähriger Haremswächter. Das zerrte doch sehr an meiner Geduld. Ich hatte echt keinen Bock mich von einem Primitivling über Feuerwaffen belehren zu lassen. Meine Laune verschlechterte sich zusehens und meine Ausdrucksweise wurde immer zynischer. Was mir an diesem Abend noch echte Schwierigkeiten machen würde.

Zunächst wies mich eine junge Dame zurecht, meine Mütze abzusetzen. Weil es unhöflich sei sie auf zu behalten. Reine Schikane! Andere Besucher hatten auch ihre Kopfbedeckungen auf. Aber nachdem sie mir „charmant“ erklärte dass mich ihre Vampir-Chefin sonst töten würde, gab ich nach. Das wiederholte sich ein paar Mal. Was soll ich sagen, ohne meine Mütze fühle ich mich eben irgendwie nackt. Außerdem wo kommen wir denn da hin, wenn jede dahergelaufene Kalkleiste die „Kleinen“ rumschubst - nur weil sie es kann.

Nochmal zurück zu den Bildern. Angeblich hatte die der Veranstalter, Argus, gemalt. Ich war bestimmt nicht besoffen, aber die Bilder lebten irgendwie. Nicht nur mir fiel das auf. Auch andere hatten wohl seltsame Erlebnisse mit ihnen. Der Neandertaler verfiel auf einmal in Panik und Schneewittchen brach heulend zusammen. Wobei bei ihr ist das nichts besonderes.

Da wir gerade von Schneewittchen reden. Die hatte wohl an diesem Abend die Rolle der Alleinunterhalterin übernommen. Sie rannte rum und ging wahllos Leuten auf die Nerven.

Auch der arme Lars wurde Opfer ihres sadistischen Blödsinns. Wir saßen gerade zusammen als plötzlich Schneewittchen auf uns zusteuerte. Sie fragte Lars was er sich wünsche. Er sagte das es hier heller sein könnte. Womit er auch recht hatte. Auf einmal hatte er einen erschrockenen Gesichtsausdruck in den Augen. Als ich fragte was los sei, gab er zur Antwort, er sehe nichts mehr und sei wie geblendet. Wohl das Werk von Schneewittchen. Nach zehn Minuten konnte er aber wieder normal sehen.

Gott sei dank hab ich ihr nichts von meinem Wunsch erzählt!

Aber um nicht alles schlecht zu machen; der Abend hatte auch seine guten Seiten. Ein ganz nettes Mädchen sprach mich an. Sie wollte etwas über Feuerwaffen lernen. Jedenfalls behauptete sie das. Es war eine Erwählte vom Haus Assi..moos oder so. Der seltsame Ritter vom letzten Mal gehört auch dazu. Sie versuchte mit mir ein kultiviertes Gespräch anzufangen. Ich war aber viel zu schlecht gelaunt um eines zu führen. Im nachhinein tat es mir leid und ich entschuldigte mich. Wie dem auch sei, sie wird sich wieder bei mir melden ... vielleicht.

Sie war aber nicht die Einzige, die mich in ihr Haus rekrutieren wollte. Auch eine Vertretung, in Form einer hübschen Frau, des Hauses Luckius, oder so ähnlich, sprach mich an. Übrigens ist es das selbe Haus zu dem Drago gehört. Ich bin überzeugt dass er etwas damit zu tun hat. Es gibt ansonsten keinen Grund weswegen solche arroganten Snobs mich „Low Life“ haben wollten.

Zuerst hielten sie mir einen Vortrag über korrektes Benehmen. Dann wollten sie mich noch zu einem späteren Zeitpunkt sprechen. Dazu später mehr.

Dann wurde es richtig madig. Ich sprach kurz mit Callisto. Ja, genau so heißt sie. Ich wollte wissen ob Pia jetzt beleidigt sei. Na ja, ich mag sie halt. Egal! Sie erzählte mir von ihrer „Folterparty“ in der blumigsten Art und Weise. Ich hätte ihr beinahe in den üppigen Ausschnitt gekotzt. Callisto meinte, Pia hätte das irgendwie mitgenommen. Vielleicht ist bei ihr noch nicht alles verloren. Aber dazu müsste ich erstmal an diesem Nero vorbei.

Der Typ sieht aus... Wenn Du dem ne rote Zipfelmütze aufsetzt dann wär das der lustigste Gartenzwerg, denn Du Dir vorstellen kannst. Ja! Sau lustig! Wäre da nicht die Tatsache das er ein Vampir ist.

Es machte sich in mir der Drang breit, sie zu erschießen. Ich verließ den Raum um Luft zu schnappen, nachdem ich sie und ihr gesamtes Haus als wahnsinnig tituliert hatte.

Das muß wohl etwas ausgelöst haben. Als ich wieder in der Galerie war, sprach mich Sin an. Der gehört auch zu Nero und seiner "Familie". Er fing an mit mir über Folter und so weiter zu diskutieren. Ich antwortete ihm in meiner zynischen Art und wollte diese Gespräch beenden. Aber plötzlich machte alles Sinn, was er sagte. Allerdings kann ich das heute nicht mehr nachvollziehen. Meine Laune besserte sich und ich hatte auf einmal einen Geistesblitz. Das war auch dringend nötig, denn die Weiber von Haus Luckius wollten mich sprechen.

Das ganze Gespräch lief sehr ruhig und freundlich ab. Obwohl die so steif waren als ob sie irgendwann mal nen Schrubberstiel verschluckt hätten. Mal sehen ob ich von denen noch mal was höre.

Ich halte mich da doch lieber an Lars und sein Haus. Die zahlen, sind locker und lassen einen sonst in Ruhe. Mal sehen was noch alles passiert.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen. Es wurde noch ein Duell auf Leben und Tod ausgerufen. Bin mal gespannt was das wird.

Am Ende des Abends bekamm Argus, der Gastgeber, noch ein Geschenk. Man überreichte ihm ein Bild von einem Vampir. Als er das sah, drehte er völlig durch und brach zusammen. Ich nutzte die Gelegenheit, zu verschwinden.

Ich habe das Gefühl ich bin da in eine Sache reingeraten aus der ich so einfach nicht mehr rauskomme.

Es wird Zeit zu handeln!


Andre Laib


gedruckt am Heute, 09:28
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