Buch der Masken » Inaktive Rollen
Callisto
12.01.2007 - 03:45

Vampirin, Haus Nekhrun

(dargestellt von Saskia Friedrich)

Wenn alle Nachbarn schlafen gangen
und alle Fenster dunkel sind,
bin ich noch wach mit heißen Wangen,
das heimatlose Königskind.
Dann schmück ich mich mit Purpurträumen,
mit Gürtel, Krone und Geschmeid,
dann rauscht mit goldverbrämten Säumen
um meine Knie das Königskleid.
Und meine Seele reckt sich mächtig
in Lust und Sehnsucht, stark und bleich,
und schafft sich stumm und mitternächtig
ein mondbeglänztes Heimwehreich.

(Hermann Hesse)


1. Nacht
Wieder war es dunkel im Zimmer, die Nacht gerade erst angebrochen, das konnte sie fühlen.

Von oben halten leise Gesänge zu ihr herab, gemurmelte Gebete, tiefe ernste Gefühle. Bald würde sie hinaufgehen müssen. Hinaufgehen um sich mit ihrem Stellvertreter zu beraten. Er konnte sie sehen, viele ahnten sie nur. So viel zu tun, aber jetzt auch soviel Zeit.

Einige ihrer Fragen waren beantwortet:
Ja, sie hatte eine Aufgabe!
Ja es war von Bedeutung was sie tat!

Sie hatte dafür gekämpft und geblutet, jetzt würde sie ihren Weg gehen. Also strich sie den Nonnenschleier glatt, legte ihre Insignien an und ging erhobenen Hauptes hinauf.

2. Nacht
Zurückgekehrt in das Haus das sie hervorgebracht hatte. Zurück in ihrem Zimmer. Diesmal Geräusche die von unten die Treppe heraufdrangen.

Tiefsinnige und tändelnde Unterhaltung, Gelächter, Geflüster, Geseufze und ab und an ein Schrei? Gut möglich.
Sie lächelte lüstern, ließ den Blick an ihrer aufreizenden Garderobe hinunter gleiten.

War sie ein Widerspruch?

In den Augen der gewöhnlichen, unwissenden Welt vielleicht ja, aber hier, niemals!

Sie dachte an den Stolz in seinen Augen, an die Erleichterung und den Triumph in ihrem Herzen. Sie war hier, sie war jetzt und sie wollte es auskosten!

Jede Seite, jede Facette, so viel wie gestattet. Also ging sie leidenschaftlich und fragend nach unten.


Eleonore


gedruckt am Heute, 14:32
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