Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006
2006.02.25 - IV. Akt: Rijksvogts Retrospektive
07.03.2006 - 04:57

0800 - Aufstehen, Frühsport, Frühstück

Je näher dieser Abend kam desto mehr bemerkte ich eine gewisse Nervosität. Ich dachte, das Zittern käme davon, weil ich es beim Joggen wieder übertreiben habe, aber daran liegt es wohl nicht.

1015 - letzte Instruktion der Hausdiener für den Abend

Die Nervosität legt sich nicht. Ich vermute woran es liegt, aber ich verdränge es. Ich finde es geradzu lächerlich, dass ich so zitterig bin, wo ich doch ganz andere Situatioenen gewöhnt bin. Ich habe das bestimmte Gefühl, mich mit schottischen Wässerchen zu beruhigen, aber ich weiß, wohin das führt wenn ich erstmal anfange.

1230 - Mittagsmahl, Inspektion der Räume für die Feierlichkeiten

Nach meinem Rundgang für die die Feiern stelle ich fest, dass es geradezu hinterhältig von uns ist, den Gästen nur einen winzigen Bruchteil unserer Feiern zu offenbaren. Das Bacchanal ist eine lange Tradition im Haus, allerdings lassen wir Außenstehende nur zu einem gewissen Grad daran teilhaben. Das Kaminzimmer wird einen ausreichenden Rahmen bieten für die abgespeckte Version. Man muss sich ja auch den Gästen nähern, denn einige würden doch schockiert das Haus verlassen.

1547 - Kontrolle der Speisen

Ich kontroliere wie das Blut für die Brunnen abgefüllt wird. Da der Geschmack nicht verfälscht werden soll, müssen wir es ohne Betäubungsmittel machen. Für diese Aufgabe kann ich nur das altgediente Personal heranziehen.

1622 - Entsorgung der Körper

Eine mehr als lästige Aufgabe. Aber die beiden werden bestimmt von niemandem vermisst.

Diese Nervosität will nicht vergehen. Ich weiß was es ist, muss es akzeptieren. Ich habe schon seit heute morgen die Schachtel mit dem Ring in der Tasche. Der Majordomus wünscht mir auf seine liebreizend distanzierte Art Glück bei meinem Vorhaben.

1910 - Abendmahl, kurz vor Beginn des ersten Abends der Festwoche

Ich kann es nicht mehr verdrängen. Mein Herz pocht wie wild. Ich entdecke Spuren von Angst. Angst davor, dass sie nein sagen könnte. Sie hat sich schon fertig gemacht und ich lief ihr bereits über den Weg. Einfach atemberaubend.

Zum fünften Mal gehe ich die Rede durch, die ich in der Brusttasche habe. Ich will es nicht vermasseln, denn es ist mir sehr wichtig. Wichtiger eigentlich als andere Themen, die mich beschäftigen.

Muss jetzt in den Festraum...

0330 - Letzte Anweisungen an das Personal zum Aufräumen

Ich muss sagen dass ich sehr glücklich bin. Ohne Frage habe ich den Antrag nicht so vorgetragen wie ich es ursprünglich geplant hatte. Aber ich denke, sie hat verstanden, dass ich es getan habe, nicht nur weil es erwartet wird, sondern weil ich es wollte. Aus einem tiefempfundenen, ehrlichen Gefühl heraus.

Reine Liebe.

(entnommen aus dem Tagebuch von Richard Rijksvogt, Band 28)


Sid


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