Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006
2006.02.26 - Auszüge aus dem Tagebuch von Devon Muir
07.03.2006 - 14:15

Dienstag, 21. Februar 2006

Liebes Tagebuch,

heute Nacht hatte ich eine seltsame Begegnung auf der Ausgrabungsstädte.

Ja ich weiß was Du sagen willst: Ich habe mal wieder zu lange gearbeitet!

Aber das ist jetzt egal. Plötzlich gegen Mitternacht kam auf einmal eine junge Frau aus dem Wald gelaufen. Sie lief direkt auf mich zu. Als ich bemerkte, dass sie keine Schuhe trug, fragte ich sie, ob etwas passiert sei. Ob ich ihr irgendwie helfen könne.

Immerhin dachte ich, es sei etwas passiert. Wer läuft schon nachts barfuss durch den Wald?

Als ich sie ansprach, starrte sie mich jedoch nur neugierig an, lief wieder zurück und verschwand zwischen den Bäumen.

Irgendwie seltsam das Ganze.

Mittwoch, 22. Februar 2006

Hallo Tagebuch,

die seltsamen Dinge scheinen kein Ende zu nehmen.

Heute fand ich eine seltsame Einladung in meinem Briefkasten. Es war kein Poststempel drauf, also muss sie jemand direkt eingeworfen haben. Sieht ziemlich teuer aus. Büttenpapier, Blattgold uns so weiter.

Ich dachte zuerst, die sei im falschen Briefkasten gelandet, aber es steht eindeutig mein Name drauf.

Ich bin am Freitag in ein „Haus Morgenröte“ eingeladen und jemand wird mich mit einer Limousine abholen.

Na ja, also ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Kein Absender oder so was. Wer weiß, wer mich da eingeladen hat? Und vor allem: Warum? Ich bin mir nicht sicher, ob ich da hingehen soll. Was die wohl von mir wollen?

Hm, noch habe ich ja ein paar Tage Zeit um mich zu entscheiden. Aber irgendwie bin ich ja schon neugierig, wer sich da so viel Mühe macht.

Samstag, 25. Februar 2006

Liebes Tagebuch,

die Welt, wie ich sie kannte, hat sich verändert. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Er gestrige Abend war der wundervollste aber auch gleichzeitig der erschreckendste und bizarrste in meinem Leben. Mir fehlen sie Worte um das zu beschreiben, was ich erlebt habe. Ich kann es ja selbst kaum glauben.

Aber jetzt mal der Reihe nach:

Als ich gestern in diesem „Haus Morgenröte“ ankam, waren da schon mehrere andere Leute. Die schienen sich auch fast alle bereits zu kennen. Das gesamte Ambiente war eher düster, aber es lag so eine unbestimmte Spannung in der Luft. Obwohl ich am liebsten wieder umgekehrt wäre, konnte ich es nicht. Irgendetwas zog mich in seinen Bann und letztendlich überwog meine Neugier. Immerhin waren meine Fragen noch nicht beantwortet. Wer hat mich eingeladen und warum?

Die anwesenden Personen redeten von bizarren und für mich nicht verständlichen oder nahvollziehbaren Begebenheiten. Es gab alles keinen Sinn und ich fühlte mich nach wie vor unwohl.

Mein anfängliches Unbehagen verstärkte sich noch einmal, als mich mehrere der Anwesenden bedrängten. Ich wusste nicht, was sie von mir wollten und was sie erwarteten, aber ich war außer Stande mich dagegen zu wehren. Ich war wie in Trance. Ich verlor mich in den Armen von Vicente und kann mich nur noch daran erinnern, dass ich seine Lippen auf meinem Hals spürte.

Als ich wieder zu mir kam, hatte sich die Welt für mich verändert. Vicente erzählte mir eine unglaubliche Geschichte über Vampire, Erwählte und den Hof der Nacht. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich wäre jetzt seine Erwählte und würde zu ihm gehören. Er wird mich beschützen und sich um mich kümmern. Auf einmal war ich Teil einer außergewöhnlichen Familie. Es wartet eine unglaubliche Reise auf mich, von der es kein Zurück mehr gibt.

Jetzt muss ich aber Schluss machen, liebes Tagebuch, denn heute Abend findet ein Fest statt, und ich muss mich noch darauf vorbereiten.

Sonntag, 26. Februar 2006

Liebes Tagebuch,

oh Gott. Es ist einfach schrecklich. Ich wünschte, ich wäre am Freitag nicht dieser Einladung gefolgt. Ich wünschte, ich hätte nie etwas über Vampire und Geprägte erfahren. Vor 48 Stunden war ich noch ein ganz normaler Mensch für den Vampire nur in Büchern existierten.

Als die anderen Erwählten mir am Freitagabend sagten, es wäre eine wunderbare Welt habe ich ihnen gerne geglaubt, aber was sich am Samstag bei diesem Bacchanal-Fest ereignet hat, war nicht wundervoll, es war abstoßend und grausam. Einfach nur schrecklich. Ich zittere immer noch, wenn ich nur daran denke. Der Abend fing direkt damit an, dass ein Mensch geopfert werden sollte. Das Grausamste daran war, das die Opfer unter sich selber entscheiden sollten, wer sterben soll und wer nicht.

Wie grausam können Menschen sein? Nein, das ist falsch! Nicht Menschen. Wie grausam können Vampire sein? Für einige scheinen Menschen nichts weiter zu sein als Schlachtvieh.

Dann wurde auch noch ein Vampir wieder aus der Hölle herbei gerufen. Als erstes fiel er über ein junges unschuldiges Mädchen her.

Oh Gott, ich kann nicht weiter schreiben. Es ist alles noch zu frisch.

Wie kann ich nur mit diesem Wissen weiterleben? Die anderen Erwählten unserer Familie sagen, man gewöhnt sich daran, und es würde ja nicht alles nur grausam sein. Ich solle nur an die Möglichkeiten denken, die sich mir jetzt bieten. Und hätte ich nicht auch eine schöne Zeit mit ihnen erlebt?

Vicente hat auch versucht, mich zu trösten, aber ich denke, ich werde das noch lange nicht vergessen können. Und ich weiß auch nicht, ob ich ihm so schnell verzeihen kann, was er aus mir gemacht hat.

Könnte ich doch nur die letzten Tage rückgängig machen.


Devon


gedruckt am Heute, 19:31
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