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2. Zwischen Leben und Tod...
19.12.2005 - 10:00

Auszug aus dem Tagebuch von Heinz Gerber, Datierung unbekannt
Seines Zeichens Vampirjäger


Ich betrat Schloss Burg als Besucher, an jenem strahlendem Winternachmittag, als Rauhreif die Dächer und Mauerkronen wie mit einem Meer aus Diamanten überzog.

All diese prächtigen Säale und Räume verfehlten ihre Wirkung auf mich nicht. Bei Tag erfüllt vom Leben und von Menschen. Doch als die Sonne am Horizont blutrot verlosch, spürte ich förmlich, wie die Schatten der Zeit aus den Mauern traten und feine Nebelfäden, wie gesponnenes Haar nach meinen Sinnen griffen.

Ich wusste, hier war etwas nicht in Ordnung.

Dieser Ort an der Wupper, in dem die Zeit seit Jahrhunderten still zu stehen schien. Die überschwängliche Gastfreundschaft, mit der ich aufgenommen wurde.

All dies deutete auf die Anwesenheit von Vampiren hin.

Nachdem die Sonne endgültig versunken war, schlich ich durch das Gemäuer auf der Suche nach ihnen. Ich wappnete mich, auf meinen Glauben und auf Gott vertrauend.

Ich fand eine Kapelle, in der ich Licht sah. Ich erwartete einen pervertierten, entweihten Ort vorzufinden, doch als ich durch den Türspalt spähte, erblickte ich nur eine Gestalt in makellos weißem Gewand, die vor dem Altar kniete. Auf dem Altar lag eine Bibel und neben einem einfachen Holzkreuz stand ein Kelch, der in ein unirdisches Licht gehüllt war. Heilige Gesänge erklangen aus dem Raum, erhaben. Verstört wendete ich mich zum Gehen. Sollte ich mich geirrt haben? War das Böse vielleicht doch nicht hier?

Plötzlich Schritte, die den Gang hinunter auf mich zukamen. Ich verbarg mich in einer Nische und späte in das Halbdunkel. Eine Gestalt in schwarzer Robe schritt an mir vorbei und verschwand hinter einer Tür, nicht weit von mir. Ein Schatten, der den Tod wie ein stolzes Banner trug.

Ich hatte das Gefühl, das er mich seine Schritte hören lassen wollte, aber genau weiß ich das bis heute nicht.

Neugierig schlich ich zu dieser Tür und fand sie unverschlossen. Dahinter eine Treppe. Man konnte die Schritte der Gestalt auf der Treppe hören und ich folgte ihr. Unten angekommen erstreckte sich ein Gang und im Licht einer Fackel stand er vor einem verschlossenen Durchgang.

Der schwarze Schatten sprenkelte den Durchgang mit Weihwasser und rezitierte Worte in einer mir unbekannten Sprache. Vielleicht war es Hebräisch aber sicher war ich mir nicht.

Angst überkam mich. Eine entsetzliche, unvorstellbare Kälte griff nach meinem Herzen. Ohne Grund floh ich von diesem Ort.

Ich bringe den Mut nicht auf, noch einmal dieses Schloss zu betreten....


Mercurius


gedruckt am Heute, 15:55
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