Chroniken » Chroniken II. - Die Zeit des Wandels: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2005
2005.09.27 - III. Akt: Septembernacht
27.09.2005 - 13:01

Ich erwachte und alles um mich herum war fremd. Und das erste was ich spürte, war das sich mein Magen zusammenkrampfte. Ein Gefühl das ich schon lange nicht mehr verspürt hatte.

Doch er verkrampfte sich nicht aus Hunger, sondern es schien als ob etwas in mir gährte, was sich in mein Fleisch fraß und das sich wie Galle in meinem ganzen Körper verteilte, brannte und wütete. Ich ließ mich wieder zurück in meine Kissen fallen und versuchte krampfhaft dieses Etwas aus meinem Körper zu verdrängen, doch es gelang mir nicht.

Meine Haut glühte und ich spürte förmlich wie sich das Blut in meinem Gesicht sammelte. Es legte sich wie ein roter Schleier über mein Gesichtsfeld.

Aus meiner Kehle drang ein markerschütternder Schrei, der meinen ganzen Körper beben ließ. Plötzlich verschwand das Brennen, so schnell und heftig wie es gekommen war. Als hätte es sich mit dem Schrei aus mir befreit. Doch ich spürte immer noch das etwas zurückgeblieben war, etwas, was wohl nie wieder völlig verschwinden würde.

Bleierne Kälte, die ich nicht spüren konnte, nur eine Erinnerung daran.

Scheinschmerzen wie bei jemand, der einen wichtigen Teil seines Körpers verloren hat.

Was war das nur? Hatte ich etwas verloren?

Tsu…

War das der Wind oder hörte ich wirklich jemanden seinen Namen flüstern?

Tsu..

Die Erinnerung kam wie ein Schlag ins Gesicht zurück, mit lauten Stimmen und Geräuschen, Gerüchen und Bildern, wie eine hässliche Erinnerung nach einer durchzechten Nacht.

Und auch der Zorn kam wieder, heftiger und verzehrender als zuvor. Er riss und zerrte an mir, als hätte er Gefallen daran gefunden, mein Fleisch zu schänden. Als spotte er mich meines ganzen bisherigen Lebens.

Kichern, leises hämisches Kichern…

Was war das nur? Was hatte da von mir Besitz ergriffen? Ich sollte doch Reue spüren, warum gelang es mir nicht? Warum konnte ich nur Hass empfinden, auf alle, die an diesen Abend beteiligt waren? Sollte mir nicht wenigstens Tsu leid tun?

Tsu… War es nicht seine Schuld? Ich erschrak bei diesem Gedanken. Nein, es war Lukrezia, alles war ihre Schuld!

Seit wann schob ich die Schuld auf andere? War ich es nicht selbst gewesen, die sich wie ein Tier sich auf ihr Opfer stürzte?

Und wieder ein hämisches Kichern…

Und plötzlich erkannte ich, das es meine eigenen Lippen waren, die dieses Kichern formten…


Fey


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