Regeln » 2. Regeln - Allgemeine Systeme im Spiel
2.4. Blut - Unstillbarer Hunger nach Leben
19.05.2005 - 16:45

"Es ist das Blut, was uns zu nähren scheint und zuweilen gelingt es uns, nur soviel zu nehmen, wie wir brauchen und das Opfer leben zu lassen. Sei es aus Mitleid, Sympathie, Reue. Aber das vergeht mit der Zeit. Irgendwann kannst Du es nicht mehr leugnen, dass es nicht das Blut ist, wonach Du Dich verzehrst. Nein, wenn erstmal das Opfer in Deinen Armen liegt, dann willst Du vor allem eins. Sein Leben. Die Lebenskraft, die wir nicht mehr haben, in uns aufzunehmen und sich für einen Moment lebendig zu fühlen.
Zu fühlen, wie das kalte Fleisch von Leben und Wärme durchströmt wird.
Deswegen töten wir."
(Alexander, Vampir des Hauses Noctis)

"Frieden fand ich nur, wenn ich tötete."
(Louis in Interview mit einem Vampir)


Häufig wird angenommen, dass Vampire sich vom Blut der Menschen ernähren. Dies stimmt nur bedingt. Das Blut ist eigentlich nur die Essenz dessen, wonach der Vampir wirklich hungert. Es ist das Leben, das ihm fehlt. Schlägt er erst einmal seine Fänge in den Hals seines Opfers und beginnt zu trinken, so überkommt ihn ein Rausch. Er ist berauscht von der Lebenskraft, die er in jedem Blutstropfen spürt, den er aufnimmt. Je länger er trinkt, desto weniger kann er davon ablassen. Erst wenn er jegliches Leben aus dem Sterblichen gesaugt hat und das Opfer leblos in seinen Armen zusammensinkt, kommt er wieder zu sich.

Zu Anfang mag ein Vampir durchaus Skrupel haben und Mitleid für sein Opfer empfinden, je nachdem, welcher Moral er zu sterblichen Zeiten folgte. Mit der Zeit jedoch schwinden bei den Meisten die Skrupel. Die Hilflosigkeit, sich nicht gegen die Gier erwehren zu können, lässt sie immer mehr zu kaltblütigen Mördern werden. Sie arrangieren sich mit ihrem Schicksal oder sie gehen daran zu Grunde.

Ebenso gibt es einige Vampire, die von Anfang an keinerlei Reue zeigen. Mit der Wandlung zum Vampir nehmen sie ihre Überlegenheit wahr und dass sie als einziges Wesen in der Nahrungskette über dem Menschen stehen. Sie leben ihre Gier und töten, weil es ihnen gefällt. Sie genießen den Rausch des Blutes und verzehren das Leben wie dekadente Halbgötter und vielleicht fühlen sie sich auch so.

Manchmal jedoch merkt ein Vampir im letzten Moment, dass er das Opfer in seinen Armen nicht töten will. Sei es aus Mitleid, Skrupel oder weil er erst zu spät gemerkt hat, dass dieser Mensch in irgendeiner Weise für ihn wichtig ist. Ein innerer Kampf beginnt in dem Vampir. Ein Konflikt zwischen der Gier nach dem Leben und dem Wunsch, von seinem Opfer abzulassen. Dieser Kampf ist kräftezehrend für den Vampir und er gewinnt ihn nicht immer.

Bei Geprägten oder Erwählten halten sich Vampire in der Regel zurück, gerade, wenn sie ihnen wichtig und wertvoll sind. Aus diesem Grund trinken sie häufig erst gar nicht von ihnen, wenn sie nicht wissen, ob sie sich beherrschen können. Ist der Hunger jedoch zu groß, kann es auch hier passieren, dass sie sich vergessen und ihre Fänge in den Hals eines Geprägten schlagen. Wenn das Opfer Glück hat, bemerkt der Vampir rechtzeitig, was er da tut und lässt von ihm ab, auch wenn es Kraft kostet.

Im Laufe der Jahrhunderte werden die Vampire beherrschter und haben ihre Gier besser unter Kontrolle, so dass es ihnen leichter fällt, von einem Opfer vorzeitig abzulassen. Vielleicht liegt es auch daran, dass mit dem Alter auch ihre Kraft steigt. Ob sie davon Gebrauch machen, ist jedoch eine andere Sache, da nicht wenige Vampire mit der Zeit mehr und mehr die Achtung vor dem Leben verlieren.

Ein einfaches "Probieren" von einem kleinen Schluck des Blutes (manche Vampire nennen es "vom Kelch des Lebens kosten") ist dem Vampir möglich, ohne dass er sofort dem Blutrausch verfällt. Das ist nicht mehr als ein Nippen. Er nimmt nur ein paar Blutstropfen, die die Lippen benetzen, die Zunge berühren, einen Hauch oder eine Ahnung des Geschmacks. Der Vampir kann sich dann noch unter Kontrolle halten, obwohl es zuweilen eine gewisse Gratwanderung sein kann. Den Hunger stillt es nicht, eher im Gegenteil.

Regeltechnisches:

Grundsätzlich tötet ein Vampir sein Opfer, wenn er erst einmal begonnen hat, von ihm zu trinken.

Ein Vampir kann jedoch gegen den Einsatz von einem Punkt mystischer Stärke pro Opfer und Trinkvorgang (also einem Punkt seiner Gabenanwendungen für den Abend) seinen Hunger unter Kontrolle halten, sodass er von einem Opfer rechtzeitig ablässt und entsprechend nur ein paar Schlucke trinkt. Hat ein Vampir zum Zeitpunkt des Bluttrinkens keine mystische Stärke mehr übrig, so kann er seinen Hunger nicht kontrollieren und wird sein Opfer in jedem Fall töten.

Sündenmal:
Manche Vampire wollen überhaupt nicht widerstehen und ihre Opfer schonen. Das gilt zum Beispiel bei Vampiren mit einem niedrigen Seelenwert. Man kann diese Eigenschaft sehr gut als ein Sündenmal für manche Todsünden wählen (zum Beispiel Maßlosigkeit). Generell sollte man in seine Darstellung einflechten, dass Vampire mit sehr niedrigem Seelenwert dem Hunger zunehmend seltener widerstehen wollen - das ist jedoch eine Sache des Rollenspiels, sprich es gibt keine explizite Regel dazu.

Probieren:
Ein kleiner Schluck des Blutes, wie es für manche Gabenanwendungen, Gabenübertragungen oder einen Bluteid benötigt wird, fällt nicht in diesen Bereich. In diesen Fällen ist der Schluck so klein, dass der Blutrausch noch nicht eingesetzt hat, allerdings sättigt er auch nicht.

Bluthunger:
Grundsätzlich wird ein Vampir typischerweise etwa ein Opfer pro Woche töten, um seinen Hunger zu stillen. Es gibt verschiedene Methoden, wie ein Vampir die Zahl seiner Opfer reduzieren kann. Beispiele sind Askese (je nach Haus und Temperament mit unterschiedlichen Begründungen), sich von Tierblut ernähren oder auch "Nippen", also zwischendurch beim Jagen nicht bis zur Neige von seinen Opfern trinken (nach den Regeln durch Einsatz von einem Punkt MS).

Ein Vampir, der sich auf diese Weise beschränkt, braucht im Schnitt nur noch etwa ein Opfer pro Monat zu töten, zum puren Erhalt der Existenz (Askese), durch übergroßen Hunger oder Lust auf Grund von Unbefriedigtheit (Tierblut) oder einfach durch Unfälle ("Nippen"). Wer sich auf Dauer so ernährt, wird Auswirkungen auf sein Verhalten erfahren. Zum Beispiel könnte er immer lethargischer und passiver werden oder auch leichter reizbar, je nach Persönlichkeit und Hintergrund. Auch wird man ihm die Auswirkungen seiner Unterernährung ansehen, wie zum Beispiel durch verstärkte Blässe.

Wenn man keinen weiteren Reizen ausgesetzt ist, funktioniert die Selbstbeschränkung ganz gut. Aber manchmal, vor allem in der Gesellschaft vieler anderer Vampire, wird es dem Vampir schwer fallen, die Selbstkontrolle zu bewahren. Und dann kann es passieren, dass er die Beherrschung über seinen aufgestauten und unterdrückten Bluthunger verliert.

Wer an einem Abend (nach Maßgabe der Regie) vom Bluthunger betroffen ist, kann das Trinken nicht durch Einsatz von einem Punkt mystischer Stärke unterbrechen, sondern muss sein Opfer leertrinken und töten. Der Durst und der unterdrückte Instinkt sind einfach zu übermächtig.

Außerdem wird der betroffene Vampir, wenn er dem Reiz des Blutes ausgesetzt ist (zum Beispiel durch den Anblick oder den Geruch frischen Blutes aus einer Wunde usw.), ebenfalls nicht widerstehen können, sondern sich dann auf ein Opfer beziehungsweise auf dieses Blut stürzen. Durch die Ausgabe eines Punktes mystischer Stärke kann man diesen Instinkt unterdrücken, dieser muss aber pro Reizung ausgegeben werden.


Mercurius


gedruckt am Heute, 12:50
http://www.theater-der-vampire.de/include.php?path=content/content.php&contentid=465