Chroniken » Chroniken XV. - Die Zeit der Dunkelheit: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2018
2018.02.28 - Gedanken in der letzen Nacht
27.02.2018 - 15:55

Sie blickte auf das Pergament unter ihren Fingern. Der letzte Eintrag? Über ein Jahrzehnt in der Vergangenheit. Sie legte den Kopf schief; so lange war es schon her? Unglaublich, die Wahrnehmung der Zeit war ihr völlig entglitten. Nicht überraschend, aber doch erstaunlich, wenn man es so mit eigenen Augen sieht und es realisiert.

Sie dachte nach, erinnerte sich kurz an das letzte Schriftstück, wer es bekam und warum. Dann wischte sie die Erinnerung mit einer Handbewegung fort. Was hatte dieser Winter nur an sich, das die Nächte vor Erinnerungen überliefen?

Die ersten kalten Nächte, die ihr die Stille zu viel werden ließen. Raus, fort, hinein in den Lärm, der selbst die Herzschläge übertönte. Eine Nacht, wie seit dem Sommer nicht mehr. Der Bass, der einen anderen als den gewohnten Takt hatte, viele fremde Gesichter. Alleinsein, denken können, beobachten. Doch nicht so allein, bekannte Gesichter, bekannte Gerüche, Erinnerung an Blut auf ihren Lippen. Was auch immer sie dort machten, sei höflich.

Oh ja, Höflich kann ich, zu mindestens wenn ich will. In diesem Fall rentiert es sich; eingeladen, akzeptiert, zugespielt. Ja, interessant ist sie. Sie gehört dort nicht hin, aber wohin dann? Werden wir es herausfinden? Sicherlich! Gespräche, Blicke, Tanz, ungewohnt, aber nicht unwillkommen. Neue Einblicke, Ideen, die Nächte scheinen nicht mehr so still. Eine Musik schwebt in der Luft, die Nacht riecht anders. Nichts hat sich geändert. Oder alles?

Eine andere Nacht, noch immer Musik in der Luft. Das Haus voller Bekannter und fremder Herzschläge. Zu lange fort gewesen, vieles als nichtig abgetan. War es falsch, nein, aber jetzt ändert es sich.
Gespräche, Erinnerungen Erkenntnisse „Danke, das du gesprungen bist!“ Oh ja, damals, und heute noch immer. Wie wenige es ähnlich sehen. Sind wir so anders?
Ja und nein, alte Werte, neue Meinungen, eigentlich ganz einfach, aber es gibt genügend Fallstricke. Mal sehen, wen man aufheben muß?
Bauern, Springer, ein König wider Willen. Gespräche, in der einen Ecke des Raumes, Fragen, in der anderen. Irgendwann entspannen sie sich. Nein, unseren Gästen passiert nicht. Ist es noch nie und wird es auch nie.

Sie lächelt, blickt zu der Rose neben dem Pergament. Ein Geruch, der alles durchdringt. Ein Geruch, der für sie alles bedeutet.

Das Pergament, gefalten, nur 2 Worte in seinem Inneren.

Verheißung, Neugierde, Hoffnung.


Saskia


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