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Introductio Haus Magnus
26.07.2004 - 07:06

Nun, meine werten Leserinnen und Leser, meinen Namen, Camilla Dubrac, kennen Sie bereits, dennoch bin ich Ihnen die Geschichte meiner Herkunft schuldig.

Ich bitte Sie höflichst, mir zu verzeihen, wenn ich erst dort beginne, wo ich... nun... zu diesem Wesen, diesem Vampir, der ich jetzt bin, geworden bin.

Meine ursprüngliche Herkunft ist dermaßen indiskutabel, dass ich mich ihrer schäme. Nebenbei bemerkt habe ich die bittere Erfahrung machen müssen, dass, wenn ich von meiner Herkunft berichtete, die Leute sich lustig über mich machten, oder versuchten, es zu ihrem, sagen wir einmal "Vorteil", zu nutzen.

Ich wurde in einer jener Nächte auf Pointe du Lac gemacht, in denen der schwere, süße Duft des blühenden Jasmins vermischt mit der typischen Schwüle über den Gärten hing und einem nahezu den Atem raubte.

Gerade vor ein paar Wochen erst hatte ich mich von einer schweren Krankheit, einer Infektion, erholt und ich war froh, überhaupt noch am Leben zu sein.

Dies war im Sommer des Jahres 1791.

Master Louis, zu dem ich ob meines Status ein sehr inniges Verhältnis pflegte, benahm sich seit meiner Erholung sehr seltsam.

Ich traf ihn immer erst nach Sonnenuntergang im Herrenhaus an, und dann meist in Gesellschaft eines blonden, affektierten Gecken, der sich sehr respektlos, um nicht zu sagen, frech benahm.

Sein Name war, wie ich bald erfuhr, Lestat... Lestat de Lioncourt. Bis heute weiß ich nicht, weshalb er ausgerechnet zu Louis finden musste, um dann unser aller Unglück zu schmieden.

Eines Abends, es kostete mich all meinen Mut, schlich ich Master Louis und diesem Lestat in den Garten nach und verbarg mich hinter einer Jasminhecke, so dass ich für sie nicht zu entdecken war, so glaubte ich jedenfalls. Ich wollte unbedingt wissen, was die beiden verband, weshalb Louis sich neuerdings so geheimnisvoll und kühl gab. Was war nur so bemerkenswert an diesem Lestat, ich meine außer seinem Hochmut und seiner Kühnheit? Und seinem fast schon spürbaren Groll gegen mich, den er nahezu immer hegte, obwohl ich mich sehr um Höflichkeit auch ihm gegenüber bemühte?

Hinter der Jasminhecke kauernd fand ich keine Worte, für das, was ich sah, für das, was die beiden Herren miteinander taten. Es ... es schien, als ob sie sich im nachtschwarzen, feuchten Gras liebten.

Verängstigt und voller Verwirrung ob des Gesehenen wandte ich mich von dem Anblick ab und wollte mich zurück in das Herrenhaus stehlen, jedoch war es schon zu spät!

Eine Hand riss mich grob an meiner Schulter herum und ich sah in die wilden Augen Lestats. Ich sah, dass sein Mund blutverschmiert und sein Blick voller Wut und Hass war. "Guten Abend, kleine Jasminblüte!" flüsterte er in einem zischelnden Ton nahe an meinem Ohr, "na, hast du alles gesehen, ja?! Nun, gut, dann wird es wohl Zeit, Louis Lebewohl zu sagen!!!" Ich zitterte vor Angst und mir war so übel, dass ich gegen ein Erbrechen schier ankämpfen musste. "Bitte tut mir nichts, Monsieur!" flehte ich, "ich habe nichts gesehen, ich werde nichts sagen, gar nichts, bitte .... BITTE!" Ich weinte und versuchte, mich los zu reißen von seinem Griff, der dem einer eisernen Klaue glich. Er lachte maliziös auf und schrie mich an: "DU!!! Du hast schon immer zwischen Louis und mir gestanden, ich habe es nie verstanden, was er an Dir findet, aber es spielt auch keine Rolle mehr! Ich werde Louis fortan für MICH haben!!!" Ich schrie auf vor Angst und Verzweiflung, schrie um Hilfe.

Wo war Louis nur, wollte er mir nicht helfen? Er hatte mich doch schließlich auch vor Mr. Delaware gerettet und wo war er jetzt? Hatte ich nun, da dieser blonde Teufel auf Pointe du Lac residierte, meinen Wert für Louis verloren?

Lestat ließ mich noch ein kleines Weilchen zappeln, bis meine Kraft, mich zu wehren, langsam versiegte. Ich sah ohnehin keinen Sinn mehr darin.

Ich war vor Angst einer Ohnmacht nahe und das letzte, was ich spürte, war, dass er mir mit etwas Spitzem, ich glaube, mich erinnern zu können, dass es seine Eckzähne waren, meine Kehle aufriss.

Daraufhin folgte ein heißer, ziehender Schmerz und ein tiefer Fall in eine Dunkelheit, in der Schwarz noch die hellste aller Farben war.

Ich war nun also tot.

Ich weiß nicht mehr, wie lange der Fall in diese endlose Dunkelheit war, dann jedoch wurde ich schlagartig wieder hinauf katapultiert, so schnell, dass es Schwindel erregend war.

Langsam kam ich zu mir, das Dunkle wurde erst schwarz, dann grau in allen Nuancen, bis es schließlich weiß wurde und urplötzlich in ein sattes blutrot umschlug.

Ich schlug die Augen auf und sah über mir Louis´ Gesicht, er hatte Tränen in den Augen.

"Ich weiß gar nicht, wieso du jetzt weinst, mein Freund!" sprach Lestat mit giftiger Stimme, " sie wird dir jetzt ewig so erhalten bleiben und sie muss dir mehr als dankbar sein für deinen Kuss! Welche N..." "Sprich das Wort
nicht aus!" brüllte Louis.

Lestat zuckte gleichgültig mit den Schultern: "Gut, welche BEDIENSTETE hat schon eine solche Chance?!"

Ich begriff weder, worüber die beiden sprachen, noch was mit mir oder Louis geschehen war.

Ich fühlte mich schwach, zumal sich ein gewaltiger Schmerz explosionsartig in meinem Körper ausbreitete, der mich geradezu wahnsinnig werden ließ.

Ich rappelte mich mit letzter Kraft auf, stieß Louis beiseite und strauchelte umher, um mich irgendwo zu übergeben. "Camilla!!!" schrie Louis und wollte mir helfen, Lestat hielt ihn jedoch zurück: "Lass sie, du weißt,
das geschieht mit UNS allen!"

Mein Körper schien alle Flüssigkeiten auszuspeien und ich konnte nichts dagegen tun.

Nach einiger Zeit, ich weiß nicht wie viel, war dieses Martyrium vorbei und ich war vollkommen beschmutzt.

Ich schämte mich furchtbar und wollte nur noch ins Haus, um mich zu säubern.

Noch immer begriff ich nicht, WAS mit mir geschehen war, aber ich spürte ganz deutlich, dass sich etwas an und in meinem Körper verändert hatte.

Ich säuberte mich sehr gründlich und dann, nach einer ganzen Weile, wagte ich es, in einen Spiegel zu sehen, doch was ich sah.... dieses Geschöpf, das mir entgegenblickte, war anders als ich. Mein rotes Haar glänzte mehr als sonst, meine grünen Augen waren immer noch grün, jedoch wohnte ihnen nun eine undefinierbare Kälte inne, die ich bis jetzt noch niemals bemerkt hatte.

Als ich auf meine Hände blickte, sah ich, dass meine Fingernägel wie poliertes Glas wirkten und als ich schließlich meinen Mund öffnete, sah ich, dass ... oh Gott, nein, meine Zähne! Meine Eckzähne waren zu spitzen, messerscharfen Fangzähnen geworden...

Ich schrie vor Entsetzen und warf einen Kerzenleuchter aus Silber in den Spiegel, um mein neues Antlitz nicht mehr sehen zu müssen...

Nun war ich also auch zu solch einem "Ding" geworden, einem Vampir, der sich vom Blute der Menschen nähren musste, um selbst zu überleben.

Ich würde von nun an ewig jung und schön bleiben und Nacht für Nacht stärker werden, jedoch um einen hohen Preis, und ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war, ihn zu zahlen.

Noch nicht...

Einige Nächte später, es war Louis nun endlich gelungen, mich zu trösten und mich ein wenig auf mein neues "Dasein" einzustimmen, beschloss ich, dass es nun an der Zeit war, meine neu gewonnenen Kräfte für MICH zu nutzen.

Ich hatte kein höheres Ziel, nein, ich wollte bloß Rache, für das, was man mir schon in meinem sterblichen Leben angetan hatte und so zog ich hinaus in die Nacht, um mutwillig mein erstes Opfer zu töten.

Als ich meine Rache beendet hatte und die kleine hölzerne Hütte am Ufer des Mississippi blutüberströmt verließ, wusste ich nicht, was ich empfinden sollte. Ich bereute nicht, was ich getan hatte, nein, ER hatte es verdient, ja, das hatte er... Aber war es deshalb recht, dass ich ihn tötete? Ich würde zu Louis gehen und ihn um Rat fragen, ich wollte seine Absolution, denn ich war noch nicht in der Lage, die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen, aber ich war mir sicher, dass ich auch dies bald lernen würde.

Dies ist also die Geschichte meiner „Schöpfung“, wie ich es nenne.

weiter auf Seite 2...


Eigentlich ist sie nicht weiter wichtig für das Haus Magnus, zu deren Familienmitgliedern, wenn man UNS als solche bezeichnen kann, wir gehören. Ich will Ihnen hier nur einen kurzen Eindruck über UNS vermitteln.

Welche Gemeinsamkeiten haben diejenigen, die zum Hause Magnus gehören?

Nun, zu allererst stammen wir in irgendeiner Weise, mehr oder minder direkt von Magnus ab, ein sehr alter Vampir, der meines Wissens immer noch in Paris verweilt.

Lestat ist sein direktes Kind, Louis ist Lestat´s Kind und ich bin im Grunde das Kind von Louis und Lestat, da Lestat mir das Leben genommen und Louis es mir zurückgegeben hat.

Lestat streift um die ganze Welt, während Louis sich wieder, nach langen Reisen nach New Orleans zurückgezogen hat.
Ich weiß nicht, wie viele Mitglieder das Haus Magnus hat. Ich erkenne sie jedoch an den äußerlichen Gemeinsamkeiten, die WIR alle teilen, wenn ich solchen begegne.

WIR alle besitzen diese Fangzähne, die sich nicht in Form oder Größe verändern lassen. Ein Lächeln kostet uns in der Welt der Sterblichen sehr viel Mühe, damit WIR unsere Maskerade wahren können. Wie ich schon erwähnte wirken UNSERE Fingernägel wie poliertes Glas, jedoch lässt sich dieser Makel heutzutage mit diesen schönen Lacken überspielen.

Einer UNSERER Vorteile ist, dass WIR UNS sehr schnell an neue Zeiten und Epochen anpassen, um nicht aufzufallen. Das heißt, wir sind, zumindest was den äußeren Stil betrifft, alles andere als anachronistisch. Einzig und allein von unseren meist langen Haaren mögen wir uns nicht so recht trennen.

WIR sind in der Regel Individualisten und haben keine festen Strukturen in UNSEREM Haus.

WIR sind äußerst gefühlsbetonte Wesen, was sowohl positive Gefühle, wie Reue oder gar Liebe, aber auch Hass und Wut mit einschließt.

Sterbliche sind UNSER Elixier, und ich meine damit nicht, dass sie nur UNSERER Ernährung dienen, sondern vielmehr, dass WIR von ihnen lernen und sie sogar lieben können. Ohne die Sterblichen wäre UNSERE Welt nur eine trostlose Wüste der Langeweile.

WIR brauchen die Sterblichen als jeweilige Verbindung zur bestehenden Epoche.

Wenn wir Sterbliche zu UNSEREN Geliebten, UNSEREN Erwählten machen, so sind es meist solche, mit reinem Gewissen, Unschuldige....

Nun, was könnte ich sonst noch erwähnen...?

Dass ich zu Lestat kein besonders gutes Verhältnis pflege, werden Sie schon aus der Beschreibung meiner Schöpfung geschlossen haben.

Wir gehen uns möglichst aus dem Weg und damit ist die Sache abgeschlossen.

Es gibt jedoch jemanden, den ich noch erwähnen muss...

Es ist Jerome, mein Erzfeind, ein Teufel und Barbar, wie er im Buche steht.

Ich lernte ihn im Jahre 1801 kennen und es dauerte eine ganze Weile, bis ich herausfand, was für ein widerwärtiger Charakter sich hinter seinem hübschen Gesicht verbarg.

Ich sah, wie er einen Jungen bloß deshalb misshandelte, weil er Gefallen daran fand, und so ging ich auf Jerome los und er hätte mich beinahe auch getötet, bei meinem Versuch, ihn umzubringen für seine Schlechtigkeit.

Seit dem jagt er mich, es wäre ihm schon einmal fast gelungen, mich zu „erledigen“. Er hatte alle meine Kleider verbrannt, mein Haus verkauft, meinen Besitz vernichtet und fast wäre es ihm wieder gelungen, auch mich zu vernichten, aber eben nur „fast“.....

Nun, ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt mit meiner Geschichte. Sie ist lang und unerfreulich, aber sie ist eben so....


Camilla


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