Chroniken » Chroniken VIII. - Die Zeit des Kreises: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2011
2011.11.21 - Gold Watch Blues
26.11.2011 - 21:51

"Here's your goldwatch and the shackles for your chain..."

Man fragt sich ob der alte Donovan auch mit Vampiren zu tun hatte?
Jetzt gehöre ich also zu einem Haus.

"Haus Asmodeus.", da hätte ich es schlechter treffen können – oder?

Das Haus Asmodeus kämpft schon immer gegen... naja, die Heerscharen der Hölle. Zumindest so ähnlich. Ich darf also Teil von etwas Bedeutsamen sein. Dafür muss ich nichts weiter tun als von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schuften, auf Strohsäcken schlafen. Das ganze ohne Heizung, elektrisches Licht oder sanitäre Einrichtungen. Dreck, Staub und Verfall wo man hinschaut. Die Nachbarschaft ist auch wenig erquickend. Es sei denn, man mag Wildschweine und Ungeziefer. Alles nur, weil der Chef es so will!
Aber was wären denn die Alternativen gewesen?

Haus Samaria, die Mädchenvariante von Asmodeus. Nonnen und Mönche, die sich um Kranke, Schwache und Bedürftige kümmern. Eigentlich ein nobles Ziel. Vampire, die sich um arme Menschen kümmern. Das hat schon was von Tierschutzverein. Aber zurück zum Thema. "Ora et Labora" - nichts für mich. Mir reicht "Labora".

Vampire halten sich selbst für die Krone der Schöpfung. Sie seien erhaben über die Menschen. Das glaubt doch niemand. Da braucht man sich doch nur Haus Chimaera ansehen und weiß, dass es nicht stimmt. Ich würde sagen, dieses Haus ist der schlagende Beweis dafür, dass das darwinistische Prinzip auch anders herum funktionieren muss.

Wenn man dann noch Haus Khaan sieht, fühlt man sich gleich dazu genötigt, sämtliche Wälder abzuholzen und alle Wiesen zu planieren und zu betonieren. Wer deren Lebensstil kurz studiert, wird Lothringus Burg für ein 5-Sterne Hotel halten. Es gibt trotzdem Leute, die freiwillig so leben wollen. Die Dummheit der Menschen kennt eben keine Grenzen.

Da lobe ich mir doch Haus Nekhrun und Asusena. Wer diese Asusena ist, habe ich bis heute noch nicht rausbekommen. Jedenfalls haben es Erwählte dort deutlich komfortabler. Große Räume, die sie nach eigenen Vorgaben gestalten können. Die individuellen Interessen werden gefördert. Chronischer Männermangel.

Gut, seine Seele muss man zwar auch verkaufen und Nekhrun selbst ist ein kleines Problem. Sagen wir einmal, er hat ein kleines Problem mit seinem Aussehen. Aber seine "Hausdamen" machen das mehr als wett. Habe ich übrigens schon erzählt, dass es dort Männermangel gibt? Klingt doch gut? Die Aufnahmekriterien sind dabei aber wohl an gewisse Äußerlichkeiten geknüpft.

Ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Aber auch wenn Du ihm die Schwanzfedern bemalst, wird aus einem Truthahn kein Pfau.

Anders da das Haus Fox. Ein alt ehrwürdiges Handelshaus aus England. Es ist wohlhabend, angesehen, gut bürgerlich, freundlich und stellt keine Forderungen an seine Erwählten. Gott allein weiß, was die verbergen.

Ähnlich verhält es sich mit Haus Magnus, es ist all das, was Fox auch ist, nur in hochnäsig. Angeblich freie Geister. Wenn sie nicht so arrogante Schnösel wären, würde man ihnen vielleicht auch mal zuhören. Wären sie nicht so versnobt, könnten sie durchaus eine gute Wahl abgeben.

Bei Haus Lucius handelt es sich um eines der ältesten Häuser des Hofes der Nacht... gibt es das überhaupt noch?
Haus Isis ist das nächste Haus, welches nahezu im Abgrund verschwunden ist. Es hat seinen Ursprung in Ägypten. Vielleicht sind sie einfach nach Hause gegangen. Hin und wieder lässt sich mal die Hausälteste sehen. Ab das war es dann schon. Keine glorreiche Karriere wenn Du mich fragst.

Haus Einherjar? Eine Bande von Barbaren, die in ihrem Denken und ihrer Primitivität Haus Khaan in nichts nachstehen. Hier zeigt sich ebenfalls, dass "Krone der Schöpfung" höchstens dentistisch zu verstehen ist.

Wem das noch nicht abstoßend genug ist, für den gibt es noch Haus Hardenberg. Nekrophile, Psychokiller und Menschen, die Leichenteilen ästhetischen Wert zumessen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Leute, die aber noch so etwas wie eine Illusion von ... Menschenverstand ihr Eigen nennen – gesund scheint mir hier nicht angemessen – sollten sich möglichst weit von den Hardenbergern fern halten.

Naja, alles hat irgendwie Vor- und Nachteile. Eines ist nur sicher: die Verlierer sind immer wir Erwählten.

"Well, here's your goldwatch and the shackles for your chain..."


Andre Laib


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